Hitzewelle

Mauersegler und Schwalben in Not

Junger Mauersegler (Foto © Jenewein-Stille)
Junger Mauersegler (Foto © Jenewein-Stille)

Die Hitze in der letzten Zeit hat nicht nur in den Tiermastbetreiben für hohe Verluste gesorgt, auch unter den Wildvögeln sieht es teilweise dramatisch aus. Besonders hart traf es die Mauersegler und Mehlschwalben, weil diese Vögel vor allem in hohen Gebäuden unter Dächern und in exponierten Nistkästen brüten, erhitzten sich ihre Nistquartiere mitunter auf über 60° C. Am Nesteingang suchten viele Jungvögel japsend nach Abkühlung und stürzten dabei in die Tiefe. Selbst wenn sie den Sturz überlebten, sind ihre Überlebenschancen gering, da die Altvögel nur am Nest füttern. So wurden in den letzen Tage überall hilflose verhungernde Jungvögel gefunden. Den ganzen Tag über klingelte bei mir das Telefon, mit der Bitte um Rat und Hilfe.

Finden Sie solch einen Vogel, dann nehmen Sie in hoch. Wenn das Nest erreichbar ist, setzen Sie ihn dahin zurück. Ist dies nicht möglich, kann dem Vogel nur mit einer Handaufzucht geholfen werden. Oftmals sind die Vögel durchgefroren, es ist auf alle Fälle wichtig, den Fundvogel mit einer Wärmflasche oder einer Heizdecke von unten warm zu halten, damit er nicht noch weiter auskühlt. Als Ersatznest dient eine Plastikschale mit einer Unterlage aus einem Handtuch und einer obersten Lage aus Küchenpapier. Mauersegler und Schwalben sind reine Insektenfresser und sollten so auch gefüttert werden. Im Zoohandel sind Heimchen, Grillen, Zophobas und Mehlwürmer erhältlich. Den Würmern ist der Kopf zu entfernen, da sich der Wurm sonst durch den Vogel fressen würde und den Heimchen und Grillen die Beine. Die Zophobas werde schnabelgerecht zerteilt. Sollten Insekten nicht gleich greifbar sein, ist für eine Erstversorgung auch ein Mix aus hartgekochtem Eigelb, Tartar und Magerquark als Futter möglich. Öffnet der Vogel nicht den Schnabel nicht von selbst zum Fressen, weil Sie nun mal nicht wie seine Eltern aussehen, muss in den ersten Tagen zwangsgefüttert werden, durch vorsichtiges seitliches öffnen des Schnabels. Regenwürmer sind keine Insekten und dürfen nicht verfüttert werden. Zum Trinken können Tropfen mit einer Pipette an den Schnabelrand gegeben werden.

Junge Mehlschwalbe (Foto © Jenewein-Stille)
Junge Mehlschwalbe (Foto © Jenewein-Stille)

So stabilisiert kann der Vogel in die Wild­tier- und Ar­ten­schutz­sta­tion nach Sach­sen­ha­gen oder in die Vogelpflegestation des Nabu in Göttingen gebracht werden. Bei einer weiteren Handaufzucht wird jede Stunde gefüttert, außer nachts und es ist sehr auf Sauberkeit zu achten, der Kot muß regelmäßig entfernt werden und das Gewicht des Vogels ist mit einer Waage zu überprüfen. Ein Mauersegler ist bereit für seinen ersten Flug wenn er ca. 45 gr. wiegt, die langen Flügelschwingen die Schwanzfedern überragen und er unruhig in seinem Nest wird. Für den erfolgreichen Pfleger kommt nun der härteste Teil seiner Arbeit, der Abschied von dem ans Herz gewachsenen Vogel, doch Mauersegler und Schwalben sind Zugvögel und brauchen ihre Freiheit. So bleibt zum Schluß der Blick in den Himmel, mit der Hoffnung auf eine Wiederkehr im nächsten Jahr.